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29. November 2024

Mythos Kitzbühel

Die Hahnenkammrennen in Kitzbühel sind anders als alle anderen Events im Ski-Weltcup. Das liegt nicht nur an den extremen Bedingungen bei der Abfahrt, sondern auch am Drumherum: Mit Kitz-Race-Club und Kitz-Race-Party sind die Rennen attraktiv für Skistars, Fans und VIPs aus aller Welt.

Mythos Kitzbühel

©WWP/Studio Fasching

 

Fragt man Abfahrtsläufer nach dem Mythos Kitzbühel, dann erzählen sie vom steilsten, eisigsten, schattigsten Starthang des ganzen Ski-Weltcups, aber auch von der unglaublichen Atmosphäre, die sich von der ersten Sekunde an einstellt. „Ma, ist das geil!“, schoss es etwa Werner Franz durch den Kopf, als er mit Highspeed Richtung Mausefalle hinunterjagte, vom Publikum am Starthaus so laut angefeuert, dass er den Countdown fast überhört hätte. Ins Blickfeld der Zuseher:innen, die sich am anderen Ende der Piste positionieren, kommen die Rennfahrer das erste Mal an der Hausbergkante. Von dort rasen sie mit 100 bis 140 km/h ins Ziel, bestaunt und bejubelt von Abertausenden Skifans. 

Kitz ist mehr als Sport

Die sportlichen Höchstleistungen der Rennläufer und die Freude des Publikums am Live-
Erlebnis machen dennoch nur einen Teil der Anziehungskraft der Hahnenkammrennen aus, die im Januar 2025 bereits zum 85. Mal stattfinden. Seit Ende der 1990er-Jahre setzt man in Kitzbühel darauf, ein Treffpunkt für Fans und VIPs zu sein – mit großem Einsatz in Planung und Umsetzung. Alljährlich wird unmittelbar neben dem Zielbereich ein temporäres Gebäude errichtet, der Kitz-Race-Club, mit Aussicht auf den Rennhang, exklusiver Ausstattung und jährlich wechselndem Design. Auf zwei Stockwerken und insgesamt 4.000 Quadratmetern finden verschiedene Gasträume wie Red Bull Bar, Gösserstube und das sogenannte Chalet Platz, dazu der Kitz-Beauty-Club mit Friseur- und Visagistenteam.

70 Köch:innen und 200 Servicemitarbeiter:innen versorgen rund 1.300 Gäste vom Frühstück bis zum Abendessen, das Angebot reicht von Tiroler Hausmannskost und Pizza bis hin zu Curry und Sushi. Im Kitz-Race-Club treffen sich Persönlichkeiten aus Sport, Wirtschaft und Gesellschaft, genießen die entspannte Atmosphäre und feiern miteinander. Nicht zuletzt hat sich der Bau im Zielraum zu einer Business-Plattform entwickelt, wo etwa Werbedeals für Sportler auf den Weg gebracht werden.

HahnenkamMRennen und Kitz-Race-Club
in Zahlen

  • 20.–26.1.2025, Kitzbühel
  • 18 Tage Aufbau
  • 10 Tage Abbau
  • 220 Personen für Auf- und Abbau
  • 90 Mitarbeiter:innen von WWP vor Ort, dazu 30 Freelancer:innen
  • 90.000 Zuschauer:innen bei den Hahnenkammrennen am Wochenende
  • 1.300 Gäste pro Tag im Kitz-Race-Club

Ein Treffpunkt der VIPs

Der Mastermind hinter dem Konzept ist einer, der Kitzbühel zuerst selbst als Rennläufer erobert hat. Der Tiroler Harti Weirather stellte 1982 auf der Streif einen Streckenrekord auf, der noch lange Zeit halten sollte. 15 Jahre später hatte er seine sportliche Karriere beendet, mit seiner Frau Hanni Wenzel die Promotion- und Managementagentur WWP (Weirather-Wenzel &
Partner) gegründet und eine Idee im Kopf, wie man die Hahnenkammrennen „auf ein anderes Level heben“ konnte. 

In puncto Professionalisierungsgrad seien damals Bernie Ecclestone und die Formel 1 die absolute Benchmark gewesen, erinnert sich Weirather. „Aber wir haben beobachtet, dass zum Formel 1 Grand Prix in Monaco zwar die halbe Welt kommt, es für diese vielen interessanten Persönlichkeiten aber keinen Treffpunkt gibt. Es ist rein dem Zufall überlassen, dass man sich dort begegnet – und genau das hat mich inspiriert.“ Sein Vorschlag: direkt beim Ziel der Hahnenkammrennen ein Zentrum zu errichten, in dem man zusammenkommt, die Rennen sieht und erstklassig bewirtet wird. 

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Bei der KitzCharityTrophy fahren Prominente für den guten Zweck, darunter Marco Büchel, Fabiana Ecclestone und Franz Klammer (v. l. n. r.).

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Live Acts, DJs, Tanz und Akrobatik sorgen für Unterhaltung bei der Kitz-Race-Party.

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Nur die Wagemutigsten sind der Streif gewachsen.

© WWP/Studio Fasching (2)

Abenteuer Kitz-Race-Club

Anfangs sei viel Überzeugungsarbeit zu leisten gewesen – beim Organisator der Rennen, dem K. S. C. (Kitzbüheler Ski Club), beim Grundbesitzer des Golfplatzes, auf dem der Bau errichtet werden sollte, und bei potenziellen Sponsoren. Das „wirtschaftliche Abenteuer der Extraklasse“ habe ihn damals viele schlaflose Nächte gekostet, erzählt Weirather. Letztendlich ging das Konzept aber auf, auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit dem K. S. C. seit Jahrzehnten reibungslos funktioniert. 

Heute treffen sich Gäste aus aller Welt im Kitz-Race-Club. Besondere Zugkraft hat am Samstagabend die Kitz-Race-Party, bei der bis 3.30 Uhr in der Früh gefeiert wird. Für den Event wird der Raum neu dekoriert, es gibt ein nobles Menü und für ausgelassene Stimmung sorgen DJs und Live-Acts wie die Black Eyed Peas und Ronan Keating. Einen Programmpunkt hat die Kitz-Race-Party aber allen anderen High-End-Events voraus: die Siegerpräsentation der Abfahrer. Bei diesem „Einzug der Gladiatoren“ mit Standing Ovations komme immer Gänsehautfeeling auf, meint Weirather und verweist auf den sportlichen Gedanken, der allzeit präsent ist: „Im Mittelpunkt steht für mich immer der Athlet.“

„Viele Leute sagen: Wir treffen uns wieder beim Hahnenkammrennen, meinen aber: Wir treffen uns wieder im Kitz-Race-Club.“

Harti Weirather, Gründer und Leiter von WWP

Mit Innovation zum Erfolg

Dass der Kitz-Race-Club über so viele Jahre erfolgreich ist, hat mit dem Innovationsgeist von WWP und K. S. C. zu tun. Man misst sich mit den Besten und entwickelt den Event Hahnenkammrennen kontinuierlich weiter. „Der Skisport ist limitiert auf Regionen mit Bergen“, erläutert Weirather. „Wir sind keine Weltsportart wie Fußball oder Formel 1, aber auf der Hos-pitalityseite wollen wir ganz vorne sein.“ 

Damit das auch in Zukunft so bleibt, spricht WWP bewusst „junge, teilweise noch nicht interessierte Zielgruppen an“. Das funktioniert über einen TikTok-Kanal mit beachtlicher Reichweite, den Beyond Kitz Club, eine Afterparty am Samstag mit DJs wie Fät Tony, Medun und Lucas Pinheiro Braathen, und die Einbindung von Projekten bekannter Sponsoren wie Red Bull. Wer zum Beyond Kitz Club anreist, sieht sich oft auch das Rennen an und die Siegerehrung im Zielraum. Man müsse eben andere Kanäle nützen als früher, meint Weirather, um die nächste Zuschauergeneration für die Hahnenkammrennen zu begeistern.

Text: Esther Pirchner

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