Im 15. Jahrhundert war das Zillertal noch dünn besiedelt. Zell am Ziller, der Austragungsort des Gauder Fests, war damals nur eine kleine klösterliche Siedlung mit wenigen Häusern. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten schriftlichen Hinweise auf das Fest. „Im Jahr 1428 haben venezianische Kaufleute erstmals über einen Frühjahrsmarkt in Zell am Ziller berichtet“, weiß Martin Lechner, Geschäftsführer von Zillertal Bier. „Auf diesem Markt traf man sich, um Absprachen für die bevorstehende Almsaison zu treffen.“ Auch Viehhandel sei hier betrieben worden. Im Laufe der Jahrhunderte kam dann ein Unterhaltungsteil mit Speis und Trank hinzu.
Familientradition
Der Name des Fests geht auf den ursprünglichen Veranstaltungsort, den Gauderhof, zurück, der seit Jahrhunderten im Besitz der Familie Lechner ist. Zum Hof gehörte auch die Brauerei im Polsingerhaus, dem heutigen Hotel Bräu der Familie. Diese stellte damals ein eigenes Bier für den Frühlingsmarkt her und wurde so im Laufe der Zeit zum offiziellen Veranstalter. Noch heute wird beim Gauder Fest der traditionelle Gauder Bock von Zillertal Bier ausgeschenkt. „Das ist ein acht Monate gereiftes Bockbier, das durch diese extrem lange und kalte Gär- und Lagerzeit sehr süffig wird. Mit 7,8 Prozent Alkohol ist der Gauder Bock das stärkste Festbier Österreichs“, erklärt der Brauereichef.
„Früher stand aber sicher nicht die Brauerei im Mittelpunkt, sondern die Landwirtschaft, wo das produziert wurde, wovon man leben konnte“, betont Lechner den bäuerlichen Ursprung des Festes. Das zeige sich auch in der bis Ende der 1990er-Jahre gepflegten Tradition der Tierkämpfe wie dem Kuhstechen oder den Hahnen- und Widderkämpfen, um das kräftigste und damit teuerste Tier zu bestimmen. Auch der stärkste Knecht wurde während des Festes beim Ranggeln, einer uralten Ringkampfsportart, ermittelt. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.