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29. November 2024

Hinter den Masken

Wenn die Schallner lärmen, die Hexen tanzen und der Bajatzl auf den Dächern hüpft, ist das Fisser Blochziehen in vollem Gange. Die Fasnachtstradition zieht nicht nur Einheimische in ihren Bann, sondern auch viele Gäste aus nah und fern.

Hinter den Masken

Die Hexen verkörpern das Böse und repräsentieren den Winter.
© Blochziehen Fiss

Es wird erzählt, dass es das Fisser Blochziehen schon seit dem 15. Jahrhundert gibt“, berichtet Martin Pregenzer, seit letztem Jahr Obmann des Vereins Fisser Blochziehen, über die lange Tradition der Fasnachtsveranstaltung. 2011 wurde der Brauch sogar ins Nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Das Fisser Blochziehen findet alle vier Jahre am letzten Sonntag im Jänner statt – das nächste Mal am
25. Jänner 2026. Dabei wird „die höchste und schönste Zirbe aus dem Fisser Wald“ auf Schlitten durchs Dorf gezogen. Sie ist meist 30 Meter lang und sechs Tonnen schwer. Zuerst drehen Schallner, Mohrelen und Bajatzl eine Runde durch den Ort. Später kommen weitere hinzu, versammeln sich um den Bloch und ziehen ihn durchs Dorf. Insgesamt tummeln sich rund 80 Figuren am und um den Baum. Schwoaftuifl und Hexen verkörpern Gegenspieler des bunten Treibens, schlussendlich siegt aber die Erkenntnis, „dass es nur gemeinsam weitergeht“ und alle an einem Strang ziehen müssen. Am letzten Stopp wird der Bloch schließlich vom amtierenden Bürgermeister versteigert.

Vorbereitung ist alles

„Die Vorbereitungen für 2026 laufen schon“, berichtet Pregenzer. Erste Sitzungen des 23-köpfigen Ausschusses wurden bereits abgehalten. Besonders wichtig seien die Rolleneinteilung sowie die Masken- und Kleiderausgabe vor dem Blochziehen: „Da wird auf körperliche Voraussetzungen geschaut.“ Hier gilt es, die Personen fachgerecht einzuschulen, immerhin müssen die Männer vier Stunden lang in ihre Rollen schlüpfen. Viele absolvieren daher bereits im Sommer Konditionstrainings und Taktproben, gehen ins Fitnessstudio oder gemeinsam laufen. „Das bringt das Dorf richtig zusammen“, weiß Pregenzer. 

Hauptrollen beim Fisser Blochziehen

  • Schallner: tragen schwere Schellen und symbolisieren den Aufbruch
  • Mohrelen: stehen für das Bemühen, das Böse zu vertreiben
  • Bajatzl: treibt Schabernack und verkörpert Heiterkeit
  • Giggeler: ist ein Symbol der Fruchtbarkeit
  • Fuhrmann: sorgt für den reibungslosen Ablauf des Blochziehens
  • Braxer: lenken den Baum in die entsprechende Richtung
  • Bär: wird gebändigt, was den Sieg über die Naturgewalten bedeutet
  • Miasmann: verkörpert das Wilde und die ungezwungene Natur im Menschen
  • Jäger & Bärentreiber: bezwingen Bär und Miasmann und gelten als Naturbändiger
  • Hexen: verkörpern die Rolle der bösen Geister und Dämonen
  • Schwoaftuifl: versucht, das Weiterkommen des Blochs zu verhindern
Karin Sailer

© Blochziehen Fiss

Zur Person: 
Martin Pregenzer 
ist seit Juli 2023 Obmann des Vereins Fisser Blochziehen. Zuvor war der 49-Jährige über viele Jahre hinweg im Ausschuss tätig.

Herausforderungen meistern

Vor dem Blochziehen werden Zelte und Stände aufgebaut sowie Bühnen errichtet. Insgesamt sind laut Pregenzer 350 Männer und Burschen aus Fiss am Brauchtum beteiligt: „So hat jeder seine Rolle, egal ob maskiert oder nicht.“ Ganz reibungslos laufe es aber nicht immer ab: Bei zu wenig Schnee auf den Straßen muss dieser händisch herangeholt werden. Auch Schlitten mussten schon während des Blochziehens getauscht werden, weil sie unter der Last des Baumes nachgaben. Mitunter ist der Brauch auch gefährlich, besonders für den Bajatzl, der seine Kunststücke auf den verschneiten Dächern vorführt – in der Regel ungesichert. „Hier braucht es Fachmänner“, beteuert Martin Pregenzer.

Ursprünglichkeit erhalten

Früher wurde das Blochziehen nur dann veranstaltet, wenn im Jahr zuvor in Fiss niemand heiratete. Zu dieser Zeit wurde der Bloch nur von ledigen Frauen gezogen, später von ledigen Männern. Die Teilnahme ist mittlerweile nur noch der männlichen Fisser Bevölkerung vorbehalten. Frauen sind nämlich mit der Zeit aus dem Brauch verschwunden, Pregenzer gibt aber an: „Im Hintergrund haben Frauen eine wesentliche Rolle.“ Sie würden etwa Gewänder reparieren oder Kränze binden. Wesentlich sei auch die Nachwuchsarbeit, die mit dem Kinderblochziehen vorangetrieben wird: „Mich als Obmann macht es stolz, welchen Eifer die Jungen an den Tag legen.“

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Ein besonderes Highlight sind die Kunststücke des Bajatzls in luftigen Höhen.

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Mit vereinten Kräften wird der Bloch durchs Dorf gezogen.

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© Blochziehen Fiss

Fasnachten 2025

  • Telfer Schleicherlaufen, 2. Feber 2025
  • Tarrenzer Fasnacht, 9. Feber 2025
  • Matschgererumzug in Absam,
    16. Feber 2025
  • Axamer Wampelerreiten, 27. Feber 2025

Gemeinschaft und Tourismus

Dieser Aufwand sei in einer Tourismusgemeinde wie Fiss nicht leicht zu stemmen, vor allem in der Hauptsaison. „Mit Vorbereitung, Aufbau und Zusammenräumen ist man tageweise beschäftigt“, weiß Martin Pregenzer. „In einer Tourismushochburg eine Brauchtumsveranstaltung durchzuführen, macht mich stolz. Tradition und Brauchtum passen gut zum Tourismus.“ Das zeige sich aufgrund der vielen Schaulustigen und der zahlreichen Stammgäste. Obmann Martin Pregenzer ist überzeugt: „Wie im richtigen Leben geht es auch hier nur gemeinsam. Für mich verkörpert es genau das.“

Text: Markus Wechner