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29. November 2024

Für Demokratie und Klima

Seit 1945 leistet das European Forum Alpbach (EFA) Pionierarbeit in der Pflege von Demokratie und einer Stärkung Europas. Seit 10 Jahren schaut man im Alpbachtal auch besonders aufs Klima. Das Tal hat dafür optimale Voraussetzungen - und die Arbeit macht sich bezahlt.

Für Demokratie und Klima

© Freudenthaler Norbert

Es sind die Ruinen des Zweiten Weltkriegs, aus denen Widerstandskämpfer Otto Molden und Philosoph Simon Moser 1945 das European Forum Alpbach (EFA) – ursprünglich unter dem Titel „Internationale Hochschulwochen“ – ins Leben rufen. Als Ort der Begegnung und Verbindungsstück zwischen Ost und West und zwischen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hat sich das EFA inzwischen zumindest europaweit etabliert.

Es seien die abgeschiedene Lage in den Tiroler Alpen und die beeindruckende Bergkulisse, die Alpbach laut EFA-Präsidenten Othmar Karas so besonders machen. Der langjährige Vizepräsident des Europäischen Parlaments sieht darin „einen einzigartigen Rahmen für Dialog und Austausch: Hochkarätige Persönlichkeiten und junge Menschen kommen ungezwungen zusammen, um sich über die Zukunft auszutauschen.“ Möglich ist das laut Karas nur, „weil die Alpbacher:innen dem Forum einmal im Jahr erlauben, Teil ihres Dorfes zu werden, und wir gemeinsam ein einzigartiges Erlebnis schaffen“. Und tatsächlich: Über 4.000 Gäste – darunter Politiker:innen, Nobelpreisträger:innen und Wissenschaftler:innen – kommen jedes Jahr im August ins Alpbachtal zum Innehalten, Nachdenken und Kooperationenplanen – und um sich auf Augenhöhe über den Zustand der Welt zu unterhalten. Durch das European Forum Alpbach ist der Ort aber auch ein paar Wochen im Jahr in den Nachrichten sichtbar und das Dorf putzt sich entsprechend heraus: 1983 wird es vom TV-Publikum zu Österreichs schönstem Dorf gewählt, 1993 zum schönsten Blumendorf Europas. 

Nachhaltiger Markenkern

Vom Gebäude bis zur Verpflegung setzt das EFA voll auf Klima- und Umweltschutz. Die Energie, mit der das Herz des Forums – das Congress Centrum Alpbach – beliefert wird, kommt von unten aus der Erde und von oben von der Sonne: Drei Wärmepumpen und eine Photovoltaik-Anlage sorgen für Licht und warmes Wasser im Kongresszentrum. Bei Anreise und Verpflegung können Teilnehmer:innen und Gäste klimaschonend unterwegs sein, was auch finanziell unterstützt wird: Es gibt Sonderkonditionen bei den Zügen der ÖBB, ein vegetarisches und veganes Essensangebot und Shuttlebusse zwischen Tagungsort und jenen Unterkünften, die nicht zu Fuß erreichbar sind. Für das Erlangen des Öko-Labels „Green Meeting“ gibt es außerdem strikte Mülltrennung, Vermeidung von Handouts und die Verwendung von ökozertifizierten Produkten bei Werbemitteln. Der Blick aufs Klima zahlt sich für Alpbach inzwischen auch touristisch aus: Nirgends außerhalb der Bundeshauptstadt Wien gibt es so viele umweltzertifizierte Betriebe an einem Ort – 29 sind es in Alpbach. Öko gehört inzwischen zum Markenkern.

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Das European Forum Alpbach bringt Leute aus aller Welt ins Alpbachtal, das sich dort auch entsprechend präsentiert.

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Mit dem Congress Centrum Alpbach hat das European Forum Alpbach ein modernes, nachhaltiges Zuhause.

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Das beschauliche Dorf wird für ein paar Wochen im Jahr zum europäischen Hotspot für Politik, Wirtschaft und Co.

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In seiner Rede am ersten Festtag nimmt der Gambrinus die Politiker:innen auf die Schaufel.

© Alpbachtal Tourismus, Freudenthaler Norbert

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© Alpbachtal Tourismus/Griessenböck, 

„Für viele Betriebe im Zillertal markiert es zudem den Start in die Sommersaison.“

„Für viele Betriebe im Zillertal markiert es zudem den Start in die Sommersaison.“

Pionierarbeit in den Alpen

Damit setzt die Heimstätte des EFA, das Congress Centrum Alpbach (CCA), nationale Maßstäbe: Als erstes Kongresszentrum Österreichs bekam es die internationale Green-Globe-Zertifizierung, seither hat es außerdem ein knappes Dutzend große Veranstaltungen mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert. Dafür ist Alpbach, in die sanfte Berglandschaft des Tiroler Unterlands eingebettet, wie gemacht. Denn auch das Dorf selbst ist nachhaltig und ursprünglich geblieben. 

Nachhaltig ist auch die Kooperation der verschiedenen öffentlichen und touristischen Institutionen und Verbände im Alpbachtal: Gemeinde Alpbach, Alpbachtal Tourismus und Alpbacher Bergbahnen arbeiten eng mit dem European Forum Alpbach zusammen. Sie synchronisieren weitestgehend ihre Angebote und versuchen auch am EFA selbst, Anknüpfungspunkte für die Gäste zu schaffen. „Wir bieten hier etwa Sonnenaufgangswanderungen an, damit das Naturerlebnis mit dem Kongressalltag in Einklang zu bringen ist und wir den Gästen gleichzeitig Lust machen, früher zu kommen, länger zu bleiben oder auch einmal einen vom Kongress unabhängigen Urlaub im Alpbachtal zu machen“, sagt Markus Kofler, Geschäftsführer von Alpbachtal Tourismus. Die Alpbachtal Card und die guten Angebote der Bergbahnen machen sogar Gipfelsiege im Rahmen des Kongresses möglich, wenn einmal ein halber Tag Pause ist. „Das European Forum Alpbach bringt eine nicht nur intellektuell, sondern auch touristisch interessante Gruppe Menschen zu uns. Es ist uns wichtig, denen weitere Aufenthalte schmackhaft zu machen – und wer einmal in unserem Tal war, kommt immer gerne zurück.“ 

Das gelte aber auch umgekehrt: „Wir haben immer wieder Urlauber:innen, die dann als Kongressveranstalter:innen zurückkommen, weil sie unser Tal und die ausgezeichnete Infrastruktur des Congress Centrum Alpbach überzeugen.“ EFA-Präsident Othmar Karas sieht auch da eine Symbolwirkung der Klimaaktivitäten des Forums: „Wir arbeiten daran, nicht nur unsere eigenen Aktivitäten nachhaltiger zu gestalten, sondern auch unsere Stakeholder in unserem Umfeld zu klimafreundlichem Handeln zu motivieren. Wir möchten unseren Einfluss nutzen, um Nachhaltigkeit zur Selbstverständlichkeit werden zu lassen.“

Generalthema Klima

Als Ideenschmiede und Denklabor mit Einfluss auf Entscheidungsträger:innen in Politik und Wirtschaft macht das European Forum Alpbach auch während der Kongress-Wochen das Klima zum Thema. „Klimarelevante Inhalte spielen zunehmend auch in den anderen Tracks – Sicherheit, Demokratie sowie insbesondere Wirtschaft und Finanzen – eine wichtige Rolle. Auch von unseren Partnern wird das Interesse an Klimathemen immer größer, um branchenübergreifend Antworten auf diese drängende Frage zu finden“, sagt Forums-Präsident Karas. 

Alpbachtal Tourismus, Kongress und die Alpbacher Bergbahnen haben ein gemeinsames „Green Team“ und arbeiten an einer Nachhaltigkeitsstrategie – bereits umgesetzt sind hier Alpbachtal Card und die My Alpbachtal App, in der die kostenlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, aber auch von Museen, Bergbahnen, Bäder enthalten sind. Am EFA sind kritische Fragen erwünscht, denn auch das gehört zum Selbstverständnis des Alpbachtals dazu: „Eine kritische Diskussion spornt uns dazu an, unsere Inhalte und Handlungen als Organisation der Dringlichkeit dieser Krise gerecht werden zu lassen“, sagt Präsident Karas. Und kritische Diskussionen und nachhaltige Wirkung sind bei 4.000 Gästen aus der halben Welt beim Forum und einer Million Nächtigungen im Jahr garantiert.

Text: Thomas Mair

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