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22. August 2024

Nachgefragt: Andreas Mair

15 Fragen an Andreas Mair

Nachgefragt: Andreas Mair

© Michael Huber Photography

Zwei schöne Orte auf der Welt (außerhalb Tirols)
Wien, Gardasee

Letzter Urlaub (wo und wann):                                      
daheim in den Bergen und Wäldern

Die größten Tugenden im Tourismus sind:
unsere schöne und gepflegte Kulturlandschaft den Gästen und Einheimischen näherzubringen, andere Kulturkreise willkommen heißen und mit Herz Gastgeber sein. 

Die größte Sünde im Tourismus ist:
ein verschwenderischer Umgang mit den Ressourcen, zum Beispiel durch das Errichten von Chaletdörfern und Appartementanlagen. Man muss die Bevölkerung auf der Reise mitnehmen.

Die Stärke des Tiroler Tourismus:
sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen, Bedürfnisse zu erkennen und sich anzupassen.

Die Schwächen des Tiroler Tourismus:
Preisdurchsetzung, Mittelmäßigkeit (auf Qualität des Angebots bezogen), fehlende Wertschätzung der Mitarbeiter, wenig Mut zur Veränderung auf Betriebs- sowie politischer Ebene

Die beste Idee im Tourismus der letzten fünf Jahre:
der Fokus auf Nachhaltigkeit und kurze Wege: Es gibt mehr Partnerschaft zwischen Betrieb und Bauer sowie Produzenten in der Umgebung, mehr persönlichen Kontakt zu Produzenten – und dadurch auch mehr Wertschätzung dem Produkt gegenüber und eine höhere Wertschöpfung in der Region.

Was macht die Tiroler Wirtshauskultur einzigartig?
die vielfältig gelebte Kulinarik im Land zu verkörpern, präsentieren und zu leben, von Osttirol bis ins Außerfern, egal ob im Hotel, Restaurant, Ausflugswirtshaus, Dorfwirtshaus oder im Gourmetlokal sowie die immer besser werdende Zusammenarbeit und Vernetzung mit den heimischen Produzenten aller Art in den Regionen und im Land.

Auf welche Errungenschaft der Vereins Tiroler Wirtshauskultur sind sie besonders stolz?
Auf unseren digitalen Auftritt sowie das Gutscheinsystem, das es ermöglicht, Gutscheine über den Verein zu erwerben und in ganz Tirol einlösen zu können. Wir waren hier die erste Angebotsgruppe bundesweit, die das so umgesetzt hat. Diese Erfolgsgeschichte haben wir nun mit der Zusammenarbeit und Partnerschaft mit der AMT auch auf die „Bewusst Tirol“ Betriebe ausweiten können. Wir bieten auch zwei Berater vor Ort, die den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite stehen und die Qualitätsansprüche des Vereins berücksichtigen. Es freut mich außerdem besonders, dass wir viele junge Wirte für unseren Verein gewinnen konnten, die die Kulinarik mit neuem Leben erfüllen, zeitgeistlichen Gerichten aufwarten und die Marke mit Herzblut nach außen tragen.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen der Tiroler Wirtshäuser?
Mitarbeiter zu finden, behördliche Auflagen, Öffnungszeiten, die Nachfolgeproblematik, Änderungen der Betriebsstruktur (vom Restaurant zur Halbpension oder Bed & Breakfast), geändertes Konsumverhalten, Betriebskosten

Was braucht es, um auch in herausfordernden Zeiten wie diesen als Wirt/Wirtin Erfolg zu haben?
Es braucht Handlungen von Seiten der Poltik: Die behördlichen Auflagen müssen gesichtet und reduziert werden, Betriebskosten und Abgabenquoten gesenkt werden, der Arbeitsmarkt geöffnet werden – Unternehmer zu sein sollte sich wieder lohnen! Und es soll sich auch für unsere Mitarbeiter wieder lohnen, Vollzeit zu arbeiten – dafür müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Welches Gericht wählen Sie, wenn Sie in einem Tiroler Wirtshaus essen gehen?
Am liebsten esse ich mit meiner Tochter eine fangfrische Forelle Müllerin mit heurigen Kartoffeln und einen knackigen Salatteller. Und zum Drüberstreuen gibt es einen Kaiserschmarren mit Vanilleeis.

Die größte Herausforderung für den Tiroler Tourismus generell sind:
das Thema Mitarbeiter, Mitarbeiter, Mitarbeiter in allen Bereichen, der Klimawandel, das Bespielen der Randzeiten, das veränderte Reiseverhalten und die Attraktivierung der An- und Abreise mit den Öffis

In meiner Freizeit entspanne ich am besten, wenn:
ich mit der Familie Zeit verbringe und auch mal die Füße hochlagere.

Für die Zukunft wünsche ich mir:
eine Tourismusentwicklung mit Augenmaß, die eine Steigerung der Wertschöpfung mit einem schonenden Umgang mit den Ressourcen vereint, sowie weiterhin viele nette Gäste und Begegnungen in unseren Wirtsstuben.

Zur Person: 

Andreas Mair ist seit 2004 Obmann des Vereins Tiroler Wirtshauskultur, der seit mehr als 30 Jahren die traditionelle Kulinarik und Gastfreundschaft der heimischen Wirtshäuser fördert.

Text: Lisa Schwarzenauer