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04. Juli 2024

Nachgefragt: Michael Ploner

15 Fragen an Michael Ploner

Nachgefragt: Michael Ploner

© Jürgen Schmücking

Drei schöne Orte auf der Welt (außerhalb Tirols):
Ljubljana (Slowenien), Hakone (Japan), Madeira (Portugal)

Letzter Urlaub (wo und wann):
Japan (Tokio, Kyoto, Osaka, Hiroshima), Mai

Die größte Tugend im Tourismus:
Das Familiäre! Genau deswegen kommen Gäste zu uns. Ich hoffe nur, dass durch viele Hotelketten, die zurzeit einige Betriebe übernehmen, diese Eigenschaft nicht verloren geht.

Die größte Sünde im Tourismus:
Wie in jeder Branche gibt es sicher einige schwarze Schafe, ich fokussiere mich aber wirklich auf die positive Entwicklung im Tourismus und schaue nicht nach links oder rechts, ob ich jemanden finde, der seinen Job nicht richtig macht.

Die Stärken des Tiroler Tourismus:
Die Kreativität, der Teamgeist und sämtliche Menschen, die man durch seine Arbeit im Tourismus kennenlernen darf.

Die Schwächen des Tiroler Tourismus:
Der momentane schlechte Ruf, die Mitarbeitersituation in vielen Betrieben und die teilweise wirklich schwindende Arbeitsmotivation bei vielen jungen Menschen (nicht bei allen natürlich, wir sind sehr stolz auf unsere Jugend im Central, die sind alle grandios).

Die beste Idee der letzten fünf Jahre im Tourismus:
Ich glaube, es gibt immer wieder tolle, innovative Projekte im Tourismus in sämtlichen Richtungen. Natürlich ist auch viel Schwachsinn dabei, trotzdem kann man sich aus jedem Projekt Ideen für einen selbst holen. Ich möchte trotzdem nicht wirklich auf ein oder zwei Projekte eingehen.

Was waren Ihre beruflichen Highlights im letzten Jahr?
Die 4. Haube für unser Gourmetrestaurant, Platz 16 bei den Rolling Pin 100 Best Chefs und die Auszeichnung „Serviceteam des Jahres“ Schlemmeratlas

Warum haben Sie sich dazu entschieden, eine Karriere als Koch einzuschlagen?
Ich bin in unserem Familienbetrieb aufgewachsen, wurde aber nie zu irgendwas gezwungen. Ich habe von klein auf unsere Branche schätzen und lieben gelernt und bin durch meinen Opa in erster Instanz und durch viele Freundschaften, die sich durchs Kochen entwickelt haben, dabeigeblieben.

Welche Rolle spielt ihr Heimatort Nauders für Ihre Karriere im Tourismus?
Ich war etwas in der Welt unterwegs, dann ist es umso schöner, nach Hause zu kommen. Nauders hat extrem viel Potential, sowohl im Winter als auch im Sommer, und auch der Zusammenhalt zwischen den jungen und junggebliebenen Hoteliers und Gastronomen wird immer größer. Ich glaube, dass wir hier in den nächsten Jahren noch einiges erreichen können.

Welche Eigenschaften sind für Ihre Arbeit unabdinglich?
Teamwork: Unser komplettes Konzept ist auf dem Teamgedanken aufgebaut. Unser Team, Küche sowie Service, sind die Grundsäulen für einen funktionierenden Betrieb. Und so macht das einfach extrem viel Spaß.

Motivation & Jugend: Wir sind ein sehr verrückter Haufen. Aber auch sehr ehrgeizig und motiviert. Das merken auch unsere Lehrlinge, Praktikanten und jungen Mitarbeiter ,und wir versuchen, ihnen diese Motivation und den Spaß an der Arbeit mitzugeben.

Zusammenhalt: Ein Betrieb funktioniert auch nur, wenn alle Stränge wirklich zusammenhalten. Ich glaube, wir haben hier im Moment einfach sehr viel Glück, dass wir berufsübergreifend absolut aufeinander zählen können

Was bedeutet es für Sie, Tirol als Koch bei den Olympischen Spielen in Paris zu vertreten?
Mir ist es ganz wichtig, zu erwähnen, dass ich ja nicht alleine koche, sondern mit Olli Mijic, der gemeinsam mit mir das „kammerli“ betreibt, und Philipp Stohner, auch einer meiner besten Freunde und unser Trainer bei der Koch-WM. Wir haben gemeinsam schon an sehr vielen Standorten gekocht, darunter beispielsweise in Rom, München und Wien und freuen uns jetzt auf eine weitere Challenge in Paris! Es geht ja bei uns nicht um Medaillen. Wir haben schon viele Wettbewerbe weltweit gekocht, auch sehr erfolgreich, wie der Weltmeistertitel 2018 zeigt. Dort ist der Druck natürlich noch um einiges größer. Auf jeden Fall ist es uns eine Ehre, in Paris die Tiroler Kulinarik hochleben lassen zu dürfen, aber keine Angst: Wir sind gut vorbereitet, damit vor Ort wirklich nur mehr finalisiert und verfeinert werden muss.

Mit welchen Gerichten wollen Sie das internationale Publikum bei den Olympischen Spielen von Tirol überzeugen?
Wir setzen auf einige unserer „kammerli“ Signature Gerichte wie unsere „couch.potatoe“ mit Tiroler Kartoffel und Kalb oder unser „verrücktes.huhn“.

Was sind Ihre weiteren Ziele?
Weitere Erfolge mit unserem Gourmetrestaurant und ein Stern im Guide Michelin nächstes Jahr

So entspanne ich am besten in meiner Freizeit:
Biken im Sommer (vorwiegend abwärts), Skifahren im Winter

Mein Lieblingsplatz im Oberen Gericht ist:
Das Häuschen von meiner Freundin Katharina und mir als Rückzugsort

Zur Person: 

Michael Ploner aus Nauders hat sich trotz seines jungen Alters bereits einen Namen als Spitzenkoch gemacht. 2016 erreichte er den Titel des Koch-Staatsmeisters und gewann wenig später den „Culinary World Cup 2018“. Zudem sammelte er wichtige Erfahrungen in der internationalen Gastronomie, wie etwa im Mandarin Oriental Bangkok, auf Johann Lafers Stromburg oder im weltberühmten Restaurant Noma in Kopenhagen. Nun betreibt er gemeinsam mit seinen beiden Kochkollegen und Küchenchefs Olli Mijic und Jürgen Mathoy und seiner Freundin und Sommeliere Katharina Wolf das 4-Hauben-Restaurant „s‘ kammerli“ im familieneigenen Hotel Central in Nauders.

Text: Markus Wechner

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