KI im Tourismus
Der kleine Roboter Nao unterstützt mit seinem KI-System die Hotelkette Hilton als Concierge.
© Shutterstock
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und auch für die Tourismusbranche gibt es bereits zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die aber nur von wenigen genutzt werden. Das weiß auch Reinhard Palaver, KI-Experte und Vortragender beim Cybersecurity und KI-Summit der WK Tirol, der vergangene Woche in der Villa Blanka stattfand. Dabei könne die Technologie gerade in Zeiten von Fachkräfte- und Ressourcenmangel sehr hilfreich sein: „KI bietet vor allem die Chance, repetitive, zeitintensive Tätigkeiten auszulagern“, sagt Palaver.
Suchen und finden
Hat man diese Zeitfresser im eigenen Betrieb identifiziert, gilt es, nach Möglichkeiten und Firmen zu suchen, die eine passende KI-Lösung anbieten können. „Mittlerweile gibt es auch in Tirol sehr interessante Unternehmen, die sich diesem Thema verschrieben haben – von Casa Blanca über Wiasano bis hin zu Morgendigital und vielen mehr“, so Palaver. Auch Informationsstellen wie die Wirtschaftskammer oder die Standortagentur können weiterhelfen.
Was nicht erspart bleibt, ist, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen, Vorträge zu besuchen und sich zu informieren. „Videos, Newsletter und Veranstaltungen bieten eine gute Möglichkeit, sich Anregungen zu holen und sich auszutauschen“, weiß der Experte. Doch bei all den Informationen sei auch Vorsicht geboten: „Mittlerweile sprießen an allen Ecken und Enden vermeintliche KI-Experten und Tools aus dem Boden.“ Professionelle Unternehmen erkenne man vor allem am verantwortungsvollen Umgang mit Daten und an fundiertem Know-how.
Best practice
Inspiration können auch bereits etablierte Systeme in der Branche liefern. Da KI noch in den Kinderschuhen steckt, sollte man dabei auch den Blick über die Landesgrenzen wagen.
1) Mehrsprachiger KI-Chatbot
Der TVB Wagrain-Kleinarl in Salzburg hat auf seiner Website einen KI-Concierge eingerichtet, über den sich Gäste über Angebote in der Region und zum Beispiel Öffnungszeiten von Apotheken und Lebensmittelgeschäften informieren können. „Damit waren sie vor zwei Jahren echte Vorreiter in Österreich“, weiß Palaver. Eine Besonderheit sei, dass das System in mehreren Sprachen funktioniere.
2) Reservierung per KI
„Es gibt aber auch gesteigerte Versionen des KI-Einsatzes“, sagt der Experte. Diese finden vor allem im amerikanischen Raum bereits Anwendung. So gebe es bereits Systeme, bei denen Gäste per Telefonat mit einer KI Buchungen vornehmen können. Buchungs- und Zahlungsbestätigungen werden ebenfalls über das Programm im Hintergrund automatisch verschickt.
3) KI-Concierge
„Auch die Robotik ist mittlerweile eng mit der KI-Technologie verknüpft“, weiß Palaver. So testet die Hotelkette Hilton in Virginia bereits einen kleinen Roboter als Concierge, der nicht nur freundlich aussieht, sondern dank des KI-Systems Watson von IBM auch Auskunft über die beste Wanderroute oder das nächste italienische Restaurant geben kann.
4) KI-Zimmerservice
Über eine KI-basierte Lösung können auch Anfragen von Gästen im Hotelzimmer abgewickelt werden. Das DACH-Unternehmen Thoesch bietet beispielsweise ein Tool an, das per Sprachsteuerung über ein Amazon-Alexa-System agiert. „Mit dem Gerät kann der Gast vom Zimmer aus kommunizieren und sich zum Beispiel nach den Öffnungszeiten der Bar erkundigen oder Getränke für die Minibar bestellen“, erklärt Palaver.
5) Schulungsvideos mit KI-Avatar
Bereits einsetzbar sind auch einfache Systeme wie KI-Avatare, die Schulungsvideos etwa für das Housekeeping ohne großen Aufwand in verschiedene Sprachen übersetzen und anpassen können. „Der große Vorteil ist hier, dass sich Reinigungskräfte das auch öfter anschauen können und Schulungspersonal eingespart wird“, so der Experte.