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13. Februar 2025

Nachgefragt: Susanne Kraus-Winkler

15 Fragen an Susanne Kraus-Winkler

Nachgefragt: Susanne Kraus-Winkler

© Nadine Studeny Photography

Drei schöne Orte auf der Welt (außerhalb Österreichs): Die Toskana, Paris und Südostasien – im Besonderen die Tempelanlage von Angkor Wat.

Letzter Urlaub (wo und wann): Im Sommer bin ich zwischendurch immer wieder in Italien.

Die größten Tugenden im Tourismus sind: vor allem Leidenschaft und Freude, aber auch Achtsamkeit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Fleiß, Weitsicht und Offenheit für Neues. Zumindest haben mich diese Tugenden als Unternehmerin immer angetrieben.

Die größten Sünden im Tourismus sind: Wenn wir uns der großen Verantwortung für unser Tourismusland nicht bewusst sind. Unser gemeinsames Ziel muss ein achtsamer und stetig nachhaltiger Tourismus sein. Dazu zählt auch, dass wir keinen ungeordneten Massentourismus zulassen, sondern professionelle Besucherlenkung anstreben und auf Qualität vor Quantität setzen.

Erfolgreich ist der heimische Tourismus, wenn: Der Schlüssel für die Zukunft ist eine Tourismusentwicklung, die den Wohlstand in den Regionen absichert und dabei die unverwechselbare Vielfalt unseres Angebots bewahrt. Von Vorarlberg über Tirol bis ins Burgenland begeistern wir unsere Gäste mit prachtvoller Natur, tollen Kultur- und Freizeitangeboten sowie hochkarätiger Kulinarik. Dass Tourismus dabei eine Chance sowohl für unsere Gäste als auch für die einheimische Bevölkerung ist, spiegelt sich in unserer authentischen Gastfreundschaft wider.

Die beste Idee im Tourismus der letzten fünf Jahre: Mit der gesetzlichen Verankerung der jährlichen Tourismusakzeptanz-Messung haben wir ein wichtiges Werkzeug für künftige tourismuspolitische Entscheidungen geschaffen. Weitere Meilensteine waren sicherlich die Neuausrichtung der gewerblichen Tourismusförderung, die nationale Zertifizierungsstrategie oder der ESG-Datahub. Auch die Österreich Werbung wurde erfolgreich weiterentwickelt, etwa durch die Statutenreform oder Digitalisierungsprojekte. Vor allem aber haben wir die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ländern, Regionen und den Betrieben vorangetrieben, was in weiterer Folge gemeinsame Erfolge ermöglicht hat. Bestes Beispiel ist die Rückkehr des Guide Michelin.

Ich habe mich für den Tourismus entschieden, weil: ich im Tourismus groß geworden bin und mir keine schönere Branche vorstellen könnte. Erst habe ich im Wirtshaus meiner Eltern ausgeholfen, dann im Hotel meiner Familie. Später war ich in der Tourismusberatung und der Hotelentwicklung tätig. Daneben habe ich mich als Branchenvertreterin stets für Anliegen der Tourismusbetriebe eingesetzt – sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Diese Leidenschaft für und Freude an der Branche hat mir schon mein Vater immer vorgelebt. 

Mein größtes Learning aus meiner Zeit als Staatssekretärin für Tourismus war: Man muss mutig, kämpferisch und durchsetzungsstark sein. Dann kann man in der Politik viel bewegen. Dabei hat es mir enorm geholfen, die Praxis und die unternehmerische Dynamik zu kennen. Ernüchternd war aber, wenn ausgereifte Lösungsvorschläge – z.B. zur Beschäftigung von Saisonkräften – bisweilen alleine aus parteipolitischem Kalkül blockiert wurden.

Diese Pläne habe ich nach meiner Amtsniederlegung: Mein Plan ist, weiter als Unternehmerin tätig zu sein und dort anzuschließen, wo ich vor knapp drei Jahren einen „Vollstopp“ eingelegt habe. Allerdings bleibe ich auch hier offen für Neues: Ich habe nämlich die Erfahrung gemacht, dass interessante Projekte dann von ganz alleine auf mich zukommen.

Welche Erwartungen haben Sie an die neue Regierung: Die Bedeutung des Tourismus für die heimische Wirtschaft und den Wohlstand in den Regionen wird häufig unterschätzt. Als Touristikerin erhoffe ich mir Verständnis für die Branche und Rahmenbedingungen, damit der Erfolgskurs der vergangenen Jahre fortgesetzt werden kann. Das umfasst z.B. Maßnahmen zur Entbürokratisierung, flexiblere Arbeitsmarktpolitik und gezielte Investitionsanreize.

Der beste Ratschlag, den ich je bekommen habe, war: Lebenslanges Lernen und das Bewahren der eigenen Neugier. Außerdem darf man nie aufgeben, an sich selbst zu glauben. Gerade Frauen sollten sich selbst oftmals viel mehr zutrauen.

Meine Wünsche für den heimischen Tourismus in den nächsten Jahren sind: Ich wünsche mir, dass der Tourismus wieder eine starke politische Verankerung bekommt, also ein eigenes Ministerium oder ein Staatssekretariat. Eine solche „Plattform“, die die Anliegen der Tourismusstakeholder koordiniert, ist Voraussetzung für die Entwicklung eines gemeinsamen Zukunftsbilds. Um erfolgreich zu bleiben, müssen wir künftig nämlich noch besser abgestimmt sein.

Besonders wichtig neben meiner beruflichen Tätigkeit ist mir: Besonders am Herzen liegen mir meine Familie und meine Freunde, aber auch meine Mitgliedschaft in meinem Rotary Club Vienna International, über den wir z.B. Charity Projekte betreuen.

So entspanne ich am besten in meiner Freizeit: Ich koche sehr gerne. Das habe ich von meinen Großmüttern gelernt, die beide Wirtinnen waren und selbst in der Küche gestanden sind. Entspannen kann ich außerdem beim Reiten oder wenn ich mir Zeit zum Lesen und Nachdenken nehme.

Zur Person: 

Susanne Kraus-Winkler ist seit 2022 Staatssekretärin für Tourismus, scheidet aber in wenigen Monaten aus dem Amt. Zuvor war sie Unternehmerin in der Hotellerie, engagierte sich in Fachvertretungen, beriet Unternehmen und trat als Expertin bei Fachveranstaltungen auf.

Text: Michaela Ehammer

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