Nur kein Stillstand

Destinationen müssen sich weiterentwickeln – und dafür Prozesse neu denken und mutige Entscheidungen treffen.
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Mit dem gerade präsentierten Destination-Management Circle begibt sich die Tourismusberatung Prodinger erstmals in den Bereich Destinations-Consulting. Dafür hat sie sich mit dem Tourismusexperten Hermann Fercher – unter anderem langjähriger Geschäftsführer der Lech-Zürs Tourismus GmbH – zusammengetan, der im Gespräch über das neue Projekt vor allem eines betont: Um langfristig erfolgreich sein zu können, braucht es eine neue Art des Destinationsmanagements und eine mutige strategische Weiterentwicklung der Destination.
Genau dafür sei der Destination-Management Circle entwickelt worden, so Fercher: Er sei als strategisches Instrument konzipiert, das eine ganzheitliche Entwicklung der Destination unterstütze. Abgedeckt werden zehn von Prodinger und Fercher definierte, ineinandergreifende Schlüsselbereiche des modernen Destinationsmanagements: Entwicklung einer klaren Differenzierung, Entwicklung einer Internationalisierungsstrategie, Studien & Benchmarking, Organisation & Struktur, Strategische Aufbau- und Ablauforganisation, Stakeholder-Management, Governance, Trendscouting, Mystery Destination Check und Regionale Fusionen. Dieser breite Fokus garantiere, dass sowohl Destinationen, die noch ganz am Anfang ihrer strategischen Positionierung als Marke stehen, als auch bereits etablierte und erfolgreiche Regionen damit arbeiten können.
Klare Abgrenzung
Während viele der Bereiche bereits Thema in den Destinationen seien, werde besonders der Faktor Politik – und die damit einhergehenden Interessen der Stakeholder – stark unterschätzt, sagt Fercher. Man hole sich zwar gerne Expert:innen, aber die grundlegenden Entscheidungen würden trotzdem noch oft aufgrund von politischen und individuellen Interessen getroffen, was eine nachhaltige Destinationsentwicklung schwierig mache. So ein Prozess müsse schließlich über mindestens fünf Jahre gehen, und es sei sehr wahrscheinlich, dass in der Zeit Wahlen oder andere Veränderungen passieren. „Die moderne Destination Management Organisation muss möglichst frei von Eigeninteressen sein, damit sie auch weitergeht, wenn sich die Rahmenbedingungen verändern“, betont der Experte. Idealerweise hole man alle relevanten Stakeholder ins Boot, um gemeinsame Ziele zu definieren und sicherzustellen, dass alle hinter der Strategie stehen, lege die Umsetzung dann aber in möglichst neutrale Hände – Fercher denkt hier angelehnt an große Unternehmen beispielsweise in Richtung eines professionellen Aufsichtsrates.
Erfolgsfaktor Zahlen
Ebenfalls noch nicht ausgereizt werde das Potenzial von Marktforschung und Benchmarking. Prodinger habe aufgrund der langjährigen und intensiven Analyse des touristischen Marktes konkrete Zahlen und Fakten, die über die klassischen touristischen Kennzahlen hinausgehen und als Basis für eine erfolgreiche Strategieentwicklung genutzt werden können. „Das Interesse an diesen Zahlen und Fakten ist immens, das haben wir gerade auch wieder beim Alpine Hospitality Summit gesehen“, sagt Fercher. Entscheidungen würden immer noch häufig darauf basierend getroffen, was Leute glauben, dass ein Ort brauche oder die Gäste wollen, anstelle von dem, was die Zahlen tatsächlich belegen – und das könne sehr weit voneinander entfernt sein. Auch deshalb rät er dazu, sich den Blick von außen zu holen.