Neues für Gäste
Einsparungspotenzial haben Betriebe unter anderem beim Housekeeping: Die meisten Gäste wollen laut Umfragen keine tägliche Zimmerreinigung mehr.
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Kurzfristige Buchungen werden in der Hotelbranche immer mehr zur Norm, was Betriebe vor mehrere Herausforderungen stellt: Buchen Gäste erst kurz vor der geplanten Anreise, erschwert das nicht nur die Mitarbeiter:innenplanung, sondern auch die Budgetierung, Preisgestaltung und das Management insgesamt. Das veränderte Buchungsverhalten sei dabei eine Reflexion des Marktes, sagt Josef Schmid, Geschäftsführer der Schmid-Tourismusberatung.at: „Die Leute wollen immer flexibler sein, entsprechend entscheiden sie sich oft erst im letzten Moment.“ Das werde sich auch nicht mehr verändern, maximal noch intensiver werden, betont er – die Betriebe müssten sich deshalb damit auseinandersetzen und anpassen.
Gründe für das veränderte Verhalten gebe es laut Schmid mehrere. Zum einen wachse eben der Wunsch, flexibel zu sein. Wer diese Flexibilität habe, könne das Wetter abwarten und sich darauf basierend für das passende Ziel entscheiden – und dann ganz einfach vergleichen, wann und wo es am günstigsten ist: „Man weiß mit ein paar Klicks, wie das Wetter ist, wie dort die Angebote sind, wo es einen günstigen Preis gibt“, so der Experte. Die wirtschaftliche Situation sei in den meisten Herkunftsmärkten angespannt, es bleibe den Leuten weniger Geld zum Reisen, und auch das mache günstige Last-Minute-Buchungen attraktiver.
Professionalisierung
Um trotzdem wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben, empfiehlt Schmid Betrieben verschiedene Maßnahmen. Es brauche einerseits eine komplett flexible Preisgestaltung durch Dynamic Pricing, weil man sonst Buchungen verlieren werde. Weiters müsse man die Sichtbarkeit am Markt und das Marketingbudget erhöhen – dabei aber genau darauf achten, wo und wie investiert werde, um Streuverlust zu vermeiden. Um überhaupt am Radar der Gäste aufzutauchen, brauche es eine außerdem eine klare Identität: „Jeder Hotelbetrieb braucht Kernleistung, braucht Marke, muss wissen, wo er im Sommer und im Winter seine Gäste herbekommen will“, betont der Tourismusberater. „Die Gäste suchen am Markt nicht nach einem Hotel XY, sondern nach einer Aktivität, und wenn ich in dieser Aktivität gut bin, muss ich schauen, dass ich damit am Markt auffindbar bin.“ Das bedeute ein aktives Zugehen und Bearbeiten des Marktes, und das ermögliche es auch, bei ausbleibenden Buchungen frühzeitig zu agieren und gezielt in die Werbung zu gehen. Generell werden ein professionelles Management und die strategische Weiterentwicklung immer wichtiger: Wer davon ausgeht, dass die Gäste weiter automatisch kommen, sobald man die Tür aufsperrt, werde große Probleme bekommen.
Kosten senken
Zusätzlich gebe es in vielen Bereichen Einsparungspotenzial. Schmid nennt als Beispiele die Produktion von Speisen, wo man sich unter anderem anschauen könne, ob man Teile zukaufen oder den Personalbedarf verringern könne. „Ich könnte zum Beispiel sagen, ich koche im Restaurant draußen genau das, was die Gäste wollen, und damit erweitere ich das Erlebnisangebot für den Gast und brauche gleichzeitig weniger Servicepersonal“, so Schmid. Auch bei der Zimmerreinigung gebe es großes Potenzial, da es nicht mehr zeitgemäß sei, jeden Tag zu putzen: „Unsere Erfahrung durch Umfragen sagt ganz klar, der Gast heute will nicht jeden Tag jemanden im Zimmer haben.“ Überlasse man den Gästen, wie oft gereinigt wird, komme man bei sieben Nächten auf eine durchschnittliche Reinigungsrate von 2,7 – und das mache einen wahnsinnigen Unterschied. Das wichtigste bei allen Maßnahmen sei laut Schmid, dass es keine Abstriche bei der Qualität gebe: „Ich muss ganz viele Überlegungen treffen, wie ich es einfacher und mindestens gleich gut, wenn nicht besser, machen kann.“