Tourismus, der begeistert

Dass man mit den richtigen Initiativen auch Jugendliche für Gastronomie und Tourismus begeistern kann, bewies „Sölden sucht das Gastro Supertalent“.
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Junge Menschen für Gastronomie und Tourismus zu gewinnen – ist das überhaupt noch möglich? Ein klares Ja würden Norbert Schöpf, Geschäftsführer der Villa Blanka und WK-Mitarbeiter im Bereich touristische Bildung, sowie Philipp Stohner, Spitzenkoch und Präsident des Tiroler Kochverbandes, geben. Beide sind Mitinitiatoren des Nachwuchsformats „Sölden sucht das Gastro Supertalent“ – organisiert von der Arbeitsgruppe „Destination Employer Branding“ im Rahmen des Projekts „Zukunft Sölden“ –, das am Dienstag zum dritten Mal über die Bühne ging. Hier treten Lehrlinge und Schüler:innen aus österreichischen Tourismusschulen in den Kategorien Küche, Service und Marketing gegeneinander an.
Gutes anerkennen
Neben den Spitzenleistungen der Jugendlichen geht es bei der Veranstaltung vor allem darum, junge Menschen für Gastronomie und Tourismus zu begeistern. „Außerdem wollen wir damit herausfinden, wie sich der Arbeitsplatz in Zukunft entwickeln muss, um für junge Menschen attraktiv zu bleiben“, erklärt Schöpf. „In den Gründerjahren, als alles schnell nach oben ging, hat man relativ wenig auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaut, genauso wenig wie der Unternehmer oder die Unternehmerin auf sich selbst geschaut hat.“ Doch diese Zeiten seien vorbei. Man sehe viele Projekte, neue Arbeitszeitmodelle, viele Benefits für die Mitarbeiter:innen und gute Gehälter. „Schlecht zu bezahlen ist heute keine Option mehr, sonst bekommt man keine Fachkräfte“, weiß Stohner.
Luft nach oben
Trotz der positiven Entwicklungen gebe es noch Verbesserungsbedarf. Stohner sieht eine große Chance in der Professionalisierung der Ausbildungsverantwortlichen in Küchenbetrieben. „Zu viele Betriebe bilden aus, ohne die fachliche Eignung dafür zu haben. Lehrlinge unter Küchenmeistern erzielen bessere Leistungen, haben mehr Freude am Beruf und bleiben langfristig in der Branche“, berichtet er aus seiner Erfahrung als Lehrlingsprüfer am WIFI. Gerade in Zeiten, in denen der Kochberuf wieder verstärkten Zulauf erfährt, sei dies besonders wichtig.
Auch die Ausbildung im Restaurant- und Servicebereich müsse dringend modernisiert werden, daher auch das diesjährige Motto „Gastgeberkompetenz“ bei „Sölden sucht das Gastro Supertalent“. „Wir wollen verstärkt vermitteln, was für ein Privileg es ist, mit Menschen zu arbeiten, zu kommunizieren, ihnen ein tolles Essen und einen unvergesslichen Aufenthalt zu bereiten“, erklärt Schöpf. Der Beruf an sich sei ja toll, man müsse nur die schönen Seiten hervorheben.
Stories, Reels und Co.
Besonderes Augenmerk wurde beim Wettbewerb auch auf die Marketing-Challenge mit dem Dreh eines Kurzvideos gelegt. Der Grund: Social Media ist auch im Tourismus nicht mehr wegzudenken und gerade für junge Menschen attraktiv. „Dabei geht es nicht nur um den eigenen Online-Auftritt eines Betriebes, sondern Social Media hat im Tourismus mittlerweile eigene Arbeitsplätze geschaffen“, erklärt Stohner – eine weitere Möglichkeit, Jugendliche für das Berufsfeld Tourismus und Gastronomie zu begeistern.
Trotz aller Herausforderungen sieht Stohner keinen Grund zur Zukunftsverdrossenheit. „In Tirol gibt es viele Top-Betriebe, da kann man sich wirklich nicht beschweren.“ Das spiegele sich in der steigenden Zahl der Kochlehrlinge ebenso wider wie in der positiven Entwicklung der Tourismusschulen. „Aus Sicht der Villa Blanka haben wir einen sehr guten Zulauf und stetig steigende Schülerzahlen“, bestätigt auch Schöpf den Trend, der aber, wie er betont, kein Selbstläufer war und auch keiner bleiben werde.