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05. Juni 2025

Tourismus und Klima

Tourismus und Klima

V.l.: Moderatorin Verena Schneider, Seilbahnsprecher Reinhard Klier, Nachhaltigkeitsberaterin Michaela Gasser-Mark, Unternehmerin Martina Hollenstein Stadler und Nachhaltigkeitskoordinator TVB St. Anton am Arlberg Gerhard Eichhorn
© Tiroler Zugspitz Arena / Franz Oss

Der 2. AlpenKlimaGipfel (AKG) bot gestern und heute Expert:innen aus Wissenschaft, Tourismus, Energie, Aktivismus und Politik Gelegenheit, sich über die Zukunft des Lebens- und Wirtschaftsraums Alpen auszutauschen. Im Zentrum stand nicht zuletzt der Tourismus, dem heute Vormittag mit „Klima & (Tourismus-)Wirtschaft – wie sich der alpine Tourismus neu erfindet“ ein eigenes Panel gewidmet wurde. Dort diskutierten Reinhard Klier (Seilbahnsprecher Tirol), Michaela Gasser-Mark (Beraterin für touristische Nachhaltigkeit, Klimawandelanpassung und Projektumsetzung), Martina Hollenstein Stadler (Geschäftsführerin und Partnerin Mounteco GmbH) und Gerhard Eichhorn (Nachhaltigkeitskoordinator TVB St. Anton am Arlberg) darüber, ob und wie sich der besonders stark vom Klimawandel betroffene alpine Tourismus verändern muss.

Kein Stillstand

Die Panelteilnehmer:innen waren sich darin einig, dass es Maßnahmen braucht, um auch unter veränderten Bedingungen weiterhin attraktiv für Gäste wie Einheimische zu bleiben. „Der Tourismus muss sich mit der Gesellschaft und dem Lebensraum mitwandeln. Es braucht nicht den ganz großen Bruch, aber wichtig ist, sich dem Wandel anzuschließen“, betonte etwa Reinhard Klier. Er hob hervor, dass Tirol in vielen Bereichen bereits gut unterwegs sei, auch in Sachen Mobilität: „Wir haben hier eindeutig Verbesserungspotenzial, aber wir sind nicht bei null.“ Als Beispiele nannte er Angebote wie kostenlose Skibusse, die erfolgreich Nachhaltigkeit mit Convenience verbinden, sowie die Tatsache, dass die Tiroler Seilbahnen und Lifte bereits komplett mit Öko-Strom laufen. Auch bei der Beschneiung sei man bereits so effizient und ressourcenschonend wie technisch möglich.

Nachhaltig nach innen und außen

Nachhaltigkeitsexpertin Michaela Gasser-Mark hob hervor, dass man Nachhaltigkeit im Tourismus auf keinen Fall als Marketingthema abstempeln dürfe: Wer das mache, werde keine authentischen, nachhaltigen Veränderungen schaffen – es brauche den Blick nach innen und das Verständnis, dass Nachhaltigkeit kein isoliertes Thema ist. Dem stimmte Martina Hollenstein Stadler zu: Nachhaltigkeit dürfe kein separater Bereich sein, sondern müsse in die generelle Unternehmensstrategie inkludiert und für alle Bereiche mitgedacht werden. Wer seine Gäste zu nachhaltigem Verhalten motivieren wolle, müsse vor allem ein entsprechendes Angebot bieten, so Gasser-Mark. „Gäste wollen sich nicht belehren lassen. Man muss es ihnen einfach machen, damit sie gar nicht darüber nachdenken müssen.“ Als europäisches Paradebeispiel nannte sie Slowenien, das sich mit der bewussten Entscheidung für nachhaltiges Agieren zu einer Destination entwickelt habe, in der unkompliziert mit gutem Gewissen Urlaub gemacht werden könne.

Mobilitätsfrage

In Sachen Mobilität sprach Gerhard Eichhorn an, dass es aktuell zu wenige Daten zur An- und Abreise der Gäste gebe, um hier Schlüsse zu ziehen und entsprechende Anpassungen durchzuführen. „Wir haben in St. Anton einen Bahnhof direkt im Ort, die Gäste können mit der Bahn anreisen, (…) aber wir haben keine Möglichkeit, an verlässliche Daten zu kommen.“ Diese brauche es aber, um Maßnahmen zur Stärkung der öffentlichen Anreise zu setzen.        

Was es ebenfalls benötige, seien mehr Respekt und Empathie in der Diskussion sowie eine klarere Linie der Politik. In den Betrieben und Regionen könne man oft nur kleine Schritte setzen, während die Politik deutlich größere Hebel habe. Es würden zwar immer wieder Regulierungen eingeführt, diese aber oft sofort wieder aufgeweicht oder zurückgenommen, was den Nachhaltigkeitsbestrebungen durch die negative Öffentlichkeitswirkung Schaden zufüge: „Ambitionierte Ziele zu setzen ist okay, aber dann zurückrudern nicht.“ 

Anpassungsfähigkeit

Auch am Mittwoch ging es in mehreren Panels um den Tourismus, so zum Beispiel bei der Diskussion zu „Über Morgen: Auswirkungen des Klimawandels auf den alpinen Lebensraum“, an der Hubert Siller vom MCI Tourismus teilnahm und unterstrich, dass das alpine Winterprodukt und damit auch der für die Wertschöpfung wichtige Kernwinter weiterhin bestehen bleibe. Die Herausforderungen des Klimawandels bedeuten einen Anpassungsbedarf, was allerdings nichts Neues sei in der Region: „Weitermachen wie bisher hat es im alpinen Raum noch nie gegeben – der Lebensraum hat sich immer angepasst.“    

Dieses Thema griff auch Tirol Werbung-Geschäftsführerin und AlpNet-Präsidentin Karin Seiler bei ihrer Vorstellung des neuen „Alpenmanifests“ am Mittwochnachmittag auf: „Wir übernehmen Verantwortung und entwickeln den Ganzjahrestourismus weiter.“ 

Text: Lisa Schwarzenauer