Zum Hauptinhalt springen
22. Mai 2025

Touristische Handlungsspielräume

Touristische Handlungsspielräume

Rund 300 Teilnehmende diskutierten gemeinsam am Alpine Hospitality Summit über zukunftsfähiges touristisches Handeln. 
© Florian Lechner

Beim diesjährigen Alpine Hospitality Summit in Kitzbühel diskutierten über 300 Branchenvertreter:innen – darunter Investor:innen, Hoteliers und politische Entscheidungsträger:innen – über die Zukunft der alpinen Ferienhotellerie. Im Zentrum standen dabei der strukturelle Wandel und die Frage, welche Konzepte auch unter erschwerten Rahmenbedingungen zukunftsfähig bleiben. „Der Tenor war klar: Traditionelle Modelle geraten unter Druck. Daher braucht es neue Denkansätze in Architektur, Finanzierung, Angebot und Zielgruppenansprache“, erklärt Marco Riederer, Geschäftsführer der Prodinger Tourismusberatung und Organisator des Summits. Verdrossenheit hätte es dabei allerdings nicht gegeben, die Bereitschaft zum Wandel wäre sowohl bei familiengeführten Betrieben als auch bei internationalen Hotelgruppen spürbar gewesen.

Alternativ investieren 

Ein zentrales Thema am Summit war die Frage, wie Investitionen in die alpine Hotellerie auch unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen gelingen können. Trotz der angespannten Lage ortet Riederer eine grundsätzliche Investitionsbereitschaft. Doch der Weg zur Realisierung neuer Projekte bleibe herausfordernd, weiß er: „Die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bremsen viele Hotelentwicklungen aus, insbesondere ist es durch die Kombination von gestiegenen Baukosten, hohen Zinsen und komplexen Genehmigungsverfahren schwierig geworden, neue Projekte zu realisieren.“ Vor diesem Hintergrund wurden beim Summit alternative Finanzierungsmodelle intensiv diskutiert – allen voran das sogenannte Buy-to-let-Modell. Dabei erwerben private oder institutionelle Investor:innen Ferienwohnungen oder Apartments, die nicht dauerhaft selbst genutzt, sondern von professionellen Betreiber:innen vermietet werden. „Allerdings stoßen diese Modelle in Österreich zunehmend auf regulatorische Hürden, insbesondere in Tirol“, bedauert Riederer, der darin eine Chance sieht.

Neue Konzepte

Inhaltlich zeichnen sich klare Trends in Angebot und Zielgruppenansprache ab. Ein zentraler Entwicklungsschwerpunkt liegt auf dem wachsenden Markt für Longevity- und Gesundheitstourismus. „Die Weiterentwicklung klassischer Wellnessangebote hin zu ganzheitlichen Gesundheitskonzepten bietet enormes Differenzierungspotenzial“, erklärt Riederer. Es gehe jetzt vor allem darum, sich früh genug damit auseinanderzusetzen.

Gleichzeitig gewinnen neue Beherbergungsformen an Bedeutung: Serviced Apartments, moderne Aktivhotels und hybride Konzepte, die Wohnen und Urlaub kombinieren, sprechen neue Gästegruppen an. Auch Community-orientierte Reiseformate, Co-Living und Workation – also die Verbindung von Arbeit und Urlaub – werden künftig eine größere Rolle spielen. Sie können dazu beitragen, Reisen zu verlängern und Nebensaisonen zu beleben.

Nachhaltigkeit noch wichtig?

Trotz schwieriger wirtschaftlicher Lage spielt Nachhaltigkeit weiterhin eine zentrale Rolle, und das mit mehr Tiefe. „Nachhaltigkeit ist kein Add-on mehr, sondern integraler Bestandteil erfolgreicher Geschäftsmodelle – ökologisch, sozial und ökonomisch“, betont Riederer. Sie sei längst zu einem messbaren, wirtschaftlich relevanten Kriterium geworden – für Projektentwicklung, Finanzierung und Markenführung gleichermaßen. Am Summit wurden dazu der Holzmodulbau für Mitarbeiterwohnen in Kitzbühel oder die nachhaltige Architektur der Hotels Waldklause und MalisGarten als Beispiele präsentiert und diskutiert. „Ökologische Bauweisen sind längst marktfähig, bei gleichzeitiger Aufwertung des Gästewerts und Reduktion der laufenden Betriebskosten“, erklärt Riederer.

Text: Barbara Kluibenschädl