Wintersport im Wandel
Hubert Siller (MCI Tourismus), Karin Seiler (Tirol Werbung) und Thomas Schroll (Freizeitticket Tirol, v.l) diskutierten in Gurgl mit Klimaaktivistin Lena Öller und Ex-Skiprofi Thomas Dreßen.
© Ötztal Tourismus / Groder
Gurgl war letzte Woche schon vor den Weltcup-Rennen ein absoluter Wintersport-Hotspot: Beim Medientag am Donnerstag wurde in einer Reihe von Diskussionen ausgelotet, wie sich der Winter – und damit der Wintersport – verändern wird und muss. Dabei waren neben Expert:innen aus den Bereichen Sport, Tourismus, Wirtschaft, Klimaschutz und Technologie auch Medien wie ORF Sport +, die Tiroler Tageszeitung und Joyn.
„Die Erderwärmung ist Fakt, allerdings werden wir auch in Zukunft noch Skifahren können. Es geht also nicht darum, den Winter neu zu erfinden, sondern um einen technologischen Wandel, um nachhaltige Strategien und um Adaptionen“, fasste Hubert Siller, Leiter des MCI Tourismus, die Stimmungs- und Meinungslage zusammen. Er war Teil der von der TT geführten Auftaktdiskussion mit Tirol Werbung-Geschäftsführerin Karin Seiler, Aktivistin Lena Öller (Protect Our Winters), Freizeitticket-Tirol-Vorsitzendem Thomas Schroll und Ex-Skiprofi Thomas Dreßen. Im Fokus standen dabei die Auswirkungen des Klimawandels und notwendige Anpassungen, um den Wintersport auf allen Ebenen – ökologisch, ökonomisch und sozial – nachhaltig zu gestalten.
Motiv Nummer eins
Seiler betonte vor allem die weiterhin große Begehrlichkeit und damit auch touristische Relevanz von Wintersport: „84 Prozent der Tiroler Wintergäste suchen den aktiven Wintersporturlaub.“ Skifahren sei dabei das mit Abstand wichtigste Urlaubsmotiv. Auch bei Einheimischen sei es nach wie vor die Winteraktivität Nummer eins, wie Schroll ergänzte – der heuer sogar gestiegene Absatz von Verbundskarten wie dem Freizeitticket Tirol belege das deutlich. In Sachen Nachhaltigkeit sei man damit schon gut unterwegs: „Wenn man es gesamthaft ansieht, zählt der Wintersport in den Alpen mit zu den nachhaltigsten Tourismusformen weltweit“, so Siller. Das gehe über die Verantwortung gegenüber der Natur hinaus und zeige sich besonders in der ökonomischen und sozialen Dimension: „Hier im Alpenraum werden fast alle Erträge wieder reinvestiert und fließen in regionale Wirtschaftskreisläufe.“
Mobilitätswende
Für Lena Öller und Protect Our Winters liegt der Schlüssel zur Rettung der Winter und nachhaltigerem Wintersport darin, sich in jedem Bereich anzuschauen, was man noch besser machen könne – von der Infrastruktur und Produktion hin zur Bewusstseinsschaffung und natürlich dem Tourismus. „Dieser Bereich macht eh schon viel richtig, aber trotzdem gibt es noch Potenzial“, so Öller. Ein ganz großes Thema sei dabei die Anreise, die sowohl bei den Gästen als auch bei Einheimischen noch viel zu häufig über den motorisierten Individualverkehr passiere. Dem stimmte Seiler zu: Mobilität sei ein großer Hebel, dessen sei man sich in der Branche bewusst – aber ohne ein funktionierendes Angebot sei das schwer zu ändern. Von der Schweiz und Österreich aus werde die Anreise mit dem Zug bereits sehr gut genutzt, woran man sehe, dass das Angebot angenommen wird, wenn es funktioniert. Investitionen in die Infrastruktur seien deshalb zwingend nötig, um hier etwas voranzubringen.
Gretchenfrage
Auch das Thema Kosten und konkret die Frage, ob Skifahren in Tirol zu teuer sei, wurde intensiv diskutiert. Dazu Schroll: „Die Verbundkarten haben ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis. So günstig wie jetzt ist man im Großraum Innsbruck noch nie Skifahren gegangen.“ Seiler verneinte ebenfalls, dass der Wintersport zu teuer sei. „Gäste bleiben vielleicht eine Nacht weniger oder gehen in eine günstigere Unterkunft, aber das Skifahren an sich hat bei uns eine hohe Begehrlichkeit und Qualität.“ Damit diese Begehrlichkeit und der Erfolg bleiben, müsse man sich besonders um den Nachwuchs kümmern, so Siller: „Die Herausforderung ist, dass auch bei der nächsten Generation eine Emotionalisierung für das Thema Wintersport entsteht. Weil wenn die Leute einmal da sind, bleiben sie auch.“