Zum Hauptinhalt springen
22. Juni 2024

Tirol Touristica Award 2024

Am 19. Juni wurde beim Tiroler Tourismusforum der Tourismuspreis Tirol Touristica an herausragende Persönlichkeiten, innovative Tourismusprojekte und zukunftsweisende Ideen vergeben – dieses Mal mit einer Neuerung: Das Publikum des Branchenevents entschied bis zuletzt per Live-Voting mit, wer gewinnt.

Unternehmerischer Mut, Innovations- und Tatkraft zeichnen den Tiroler Tourismus seit jeher aus: Ohne diese Zutaten wäre das Land nicht eine der ältesten und erfolgreichsten Tourismusregionen weltweit. Die Tirol Werbung zeichnet deshalb jedes Jahr Menschen, Projekte und Ideen aus, die dabei helfen, den heimischen Tourismus innovativ und nachhaltig weiterzuentwickeln. Über die letzten Wochen konnte die Bevölkerung online über die von der Jury ausgewählten Finalist:innen abstimmen, die endgültige Entscheidung fiel aber erst nach einem Live-Voting beim Tourismusforum.

Nachwuchsförderung

Neben dem Hauptpreis wurde auch der Tirol Touristica Nachwuchspreis vergeben: Studierende der Tiroler Universitäten und Fachhochschulen konnten dafür im Rahmen eines Wettbewerbs ihre Ideen für einen zukunftsfähigen Tiroler Tourismus einreichen, die Finalist:innen präsentierten ihre Ideen auf der Bühne des Tourismusforums. Auch hier entschied das Publikum mittels Live-Voting, wer den Award gewinnt.

Auf den folgenden Seiten stellen wir die Gewinner:innen und Nominierten für den Tirol Touristica Award in den Kategorien Hauptpreis, Nachwuchspreis und Lebenswerk vor.

Die Bewertungskriterien

  • Innovation: 40 Prozent
  • Soziale Nachhaltigkeit: 20 Prozent
  • Ökonomische Nachhaltigkeit: 20 Prozent
  • Ökologische Nachhaltigkeit: 20 Prozent
  • Die Einreichung muss außerdem touristische Vorbildwirkung aufweisen ...
  • ... sowie seit mindestens einem Jahr unternehmerisch erfolgreich sein.

Reutte on Ice

Mit dem Projekt Reutte on Ice hat der Tourismusverband Naturparkregion Reutte eine einzigartige Winterattraktion geschaffen, die sanften Wintertourismus fördert und gleichzeitig die regionale Gemeinschaft stärkt. Das honorierten Jury und Publikum mit dem Hauptpreis.
Reutte-on-Ice-Nacht_mit_button-209d8dec Gewinner – Saison Tirol

Reutte on Ice kombiniert Wintersport mit stimmungsvoller Beleuchtung und familienfreundlichen Veranstaltungen.
© Eder Robert

Das Kernstück von Reutte on Ice ist die größte Eislaufbahn Westösterreichs mit einer Eislauffläche von 2.080 Quadratmetern. Zwischen Mitte November und Ende Februar ist das barrierefreie Gelände für große und kleine Eisläufer:innen geöffnet, das Angebot wird aber auch mit zahlreichen Veranstaltungen wie dem Lichterpark Lumagica Reutte und dem Außerferner Weihnachtsmarkt ergänzt. So sollen Menschen jeden Alters angesprochen und zusammengebracht werden – Einheimische wie Gäste. Das wird auch durch kostenlose Eintritte für Schulklassen und sozial schwache Personen gefördert.

Nachhaltig für die Region

Im November 2023 wurde Reutte on Ice erstmals
umgesetzt und konnte in der ersten Saison bereits 30.000 Besucher:innen zählen. Der Fokus liegt neben dem winterlichen Erlebnis vor allem auf Nachhaltigkeit: Sowohl die Eisbahn als auch die Beleuchtung werden besonders energieeffizient betrieben, es wird zu 100 Prozent Ökostrom genutzt, bei der Bewirtung gibt es ein Mehrwegsystem und regionale Unternehmer:innen werden als Partner involviert. So konnte die Wintersaison in der Region auf innovative, auf den Klimawandel angepasste Weise erfolgreich verlängert und die lokale Wertschöpfung gesteigert werden.


Nominiert für den Hauptpreis

AREA 47 Indoor Bikepark 

Mit dem ersten Indoor Bikepark Österreichs erweitert die AREA 47 das Tiroler Bikeangebot um eine ganzjährig
nutzbare, wetterunabhängige Alternative mit perfekten Bedingungen für Profis und Einsteiger:innen.
Bikepark_13_Christoph-Noesig-PHOTOGRAPHY-f8228916 Gewinner – Saison Tirol

Biken bei jedem Wetter: Das ermöglicht der erste Indoor Bikepark Österreichs.
© Christoph Noesig PHOTOGRAPHY

Radfahren in allen Formen erfreut sich im Sportland Tirol seit Jahren immer größerer Beliebtheit und gewinnt auch an touristischer Relevanz. Der Indoor Bikepark in der AREA 47 gilt nach einem Jahr als echtes Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft: Die im April 2023 eröffnete Anlage im Ötztal genießt einen ausgezeichneten Ruf in der nationalen und internationalen Bikeszene und öffnet den Sport dank des Bike- und Ausrüstungsverleihs vor Ort auch für Neugierige, die den Trendsport ohne Risiko und Verletzungsgefahr ausprobieren möchten. Durch die Wetterunabhängigkeit leistet der Bikepark außerdem einen wichtigen Beitrag zu einer ganzjährigen Auslastung der AREA 47.

Einzigartig im Alpenraum

Bislang gab es im gesamten Alpenraum keine vergleichbare Anlage: Auf 3.700 Quadratmetern finden Sportler:innen einen Pumppark, eine Flow- und Jumpline sowie begleitende Infrastruktur, die für jedes Level an Erfahrung und Können nutzbar sind, wodurch auch Raum für Begegnungen und den Austausch zwischen Profis und Anfänger:innen entsteht. Ein digitales Buchungs- und Slot-System garantiert, dass das Bike-erlebnis nicht unter langen Wartezeiten und zu hohem Besucher aufkommen leidet. Genutzt wird der Bikepark zu mehr als 50 Prozent von Einheimischen, neben sportbegeisterten Gästen zieht er aber auch zunehmend internationale Profis an, wodurch die heimische Szene als auch Tirols Status als Sportland profitieren. 


Nominiert für den Hauptpreis

Mesnerhof-C

Vom Leerstand zum Vorzeige-New-Work-Betrieb: Das hat Georg Gasteiger mit dem Mesnerhof-C in Steinberg am Rofan geschafft. Das historische Bauernhofensemble gilt als Wegbereiter für Workation im Alpenraum.
Hauptmotiv-2d1e70e5 Gewinner – Saison Tirol
woodship_eisenberger2-b656b4b5 Gewinner – Saison Tirol

Arbeiten in der Natur: Der Mesnerhof-C bietet perfekte Voraussetzungen für Workation.
© Werner Neururer, Harald Eisenberger

Geschäftsführer Georg Gasteiger übernahm den vor dem Verfall stehenden, 400 Jahre alten Mesnerhof 2009 mit der Idee, dort ein touristisches Angebot für New Work am Land zu entwickeln. In zwei Sanierungsstufen wurde die historische Bausubstanz erhalten und behutsam modernisiert, um modernes Arbeiten in einem inspirierenden, authentischen Umfeld zu ermöglichen. Seit 2013 wird der Mesnerhof-C ganzjährig für preisgekrönte Community Retreats für bis zu 37 Personen genutzt und gilt inzwischen über die Landesgrenzen hinaus als Leitbetrieb für Workation: So konnte sich der Betrieb bereits über den Xing New Work Award (2019) und die Auszeichnung als CBRE Office of the Year (2021) freuen.

Pionierarbeit

Für die Umsetzung wurden innovative Methoden gewählt: Finanziert wurde das Projekt teils durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne, während für die Ausarbeitung und Gestaltung zusammen mit Hochschulen Design Thinking und Rapid Prototyping genutzt und in der architektonischen Umsetzung auf Refurbish Kultur gesetzt wurde. Die lokale Gemeinschaft wird über das Konzept der „Super-Selbstversorgung“ eingebunden: Es gibt keine Verpflegung vor Ort, aber zwei Küchen zur Selbstversorgung und Gäste bekommen eine Liste mit regionalen Produzent:innen und Lieferant:innen. Durch den Fokus auf lokale Zusammenarbeit entsteht ein Mehrwert für Gäste, Einheimische und die Umwelt.


Stub

Die Studenten Felix Gostner und Noah Platter stellen beim Projekt Stub die Tiroler Gastfreundschaft und Kulinarik in den Mittelpunkt: Gäste können einen Abend lang gemeinsam mit Tiroler Gast-geber:innen kochen und in der Stube genießen. Dafür wurden sie mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet.
Stub-1_FC_Noah-Platter_mit_button-f19aa8b5 Gewinner – Saison Tirol
Landeck-Feindestillerie-Christoph-KAssler-Shop_Tirol-Werbung_HArterer-Lisa_Landeck-bfadf36e Gewinner – Saison Tirol

v. l.: Felix Gostner, Noah Platter
© Tirol Werbung/Lisa Hörterer, Noah Platter

Wo treffen sich in Tirol seit jeher Kultur, Tradition und Kulinarik?“ Diese Frage stellen Felix Gostner und Noah Platter und liefern direkt die Antwort: in der Stube, die seit jeher der wichtigste Raum der deutschsprachigen alpinen Bevölkerung ist. Dort wird geredet, gegessen, erinnert, gemütlich miteinander Zeit verbracht – und genau dieses Erlebnis wollen die beiden Gästen zugänglich machen. Tiroler Gastgeber:innen öffnen ihre Türen, um mit den Besucher:innen traditionelle Tiroler Speisen wie Knödel und Käsespätzle zuzubereiten, gemeinsam in der Stube zu genießen und in gemütlicher Atmosphäre die Tiroler Kultur und Gastfreundschaft in all ihren Facetten erlebbar zu machen. 

Gelebte Tradition

Mit „Stub“ sollen Tradition, Regionalität, Gastfreundschaft und Authentizität zelebriert und echte Begegnungen mit Mehrwert für beide Seiten kreiert werden: Die Gastgeber:innen können ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben, die Gäste bekommen ungefilterte kulturelle Einblicke und Genussmomente, die sie außerhalb der Stube so nicht bekommen würden.


Nominiert für den Nachwuchspreis

Retreat of Joy

Mit dem Retreat of Joy haben drei Studentinnen eine Auszeit vom Alltag speziell für Kinder mit Downsyndrom und ihre Familien konzipiert: Bei einem All-inclusive-Wochenende in einem Tiroler Hotel werden neue Fähigkeiten, eine positive Perspektive und vor allem Freude vermittelt.
IMG_2453_FC_Lilly-Juvan-dca654a7 Gewinner – Saison Tirol

v. l.: Luana Lindsberger, Annika Felder und Lilly Juvan
© Lilly Juvan

Die drei Studentinnen Luana Lindsberger, Annika Felder und Lilly Juvan haben alle Erfahrungen mit Kindern mit Downsyndrom, deshalb ist das Retreat of Joy für sie eine Herzensangelegenheit: Sie wollen Betroffenen eine Möglichkeit bieten, ihre Stärken zu entdecken, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu gewinnen und besser in die Gesellschaft integriert zu werden. Ein Wochenende lang soll in einem familienfreundlichen, naturverbundenen Tiroler Hotel eine Mischung aus Aktivitäten wie Tiertherapie, Kunstworkshops, Yoga und Training sozialer Kompetenzen angeboten werden. Damit wollen sie Kindern ein unvergessliches Tirol-Erlebnis bieten, ihre Entwicklung und Neugier fördern und den Familien eine Möglichkeit zum Networking geben.

Gut für Alle

Das für Österreich einzigartige Projekt ist auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Soziales, Ökologie und Ökonomie – aufgebaut: Neben der Förderung von Chancengleichheit und Lebensqualität liegt ein starker Fokus auf der Stärkung des Umweltbewusstseins durch Aktivitäten mit Tieren und Bezug zur Natur. Zusätzlich sollen durch die Füllung einer Marktlücke der Tiroler Tourismus gefördert, die lokale Wirtschaft unterstützt und die Teilnehmer:innen langfristig wirtschaftlich integriert werden.


Gerhard Föger

Der langjährige Leiter der Tiroler Tourismusabteilung und stellvertretende Vorsitzende des Tyrol Tourism Board, der sich im Sommer in den Ruhestand verabschiedet, wurde mit dem Tirol Touristica Award 2024 in der Kategorie Lebenswerk für seinen jahrzehntelangen Einsatz für die heimische Tourismusbranche geehrt.
Gruppenfoto-LandTirol_feratel_bearb_mit_button-4a760916 Gewinner – Saison Tirol

Gerhard Föger war 25 Jahre lang Leiter der Tourismusabteilung des Landes Tirol und prägte die strategische Weiterentwicklung und das Aussehen der Tiroler Tourismusbranche entscheidend mit. Zusätzlich war er stellvertretender Vorsitzender des Tyrol Tourism Board. Im Sommer 2024 verabschiedet er sich in den Ruhestand.
© Land Tirol/Berger

Ein Gewinner stand bereits vor dem Tourismusforum fest: Mit Gerhard Föger hat die achtköpfige Expertinnenjury einen der einflussreichsten und schillerndsten Köpfe der Tiroler Tourismusbranche zum Sieger gewählt. Der Preis wird dabei nach dem Kuratorenprinzip vergeben: Die Kandidat:innen werden von den Jurymitgliedern vorgeschlagen und der Preisträger direkt von der Jury ernannt.

Wegbereiter

In seinen 25 Jahren an der Spitze der Tourismusabteilung des Landes hat Föger die strukturelle Entwicklung der Branche entscheidend beeinflusst: So war er unter anderem federführend bei der Verschmelzung der damals noch lokalen Tourismusverbände zu den starken Regionen, wie wir sie heute kennen, involviert. „Das waren turbulente, emotional aufgewühlte Zeiten. Dass dieser epochale Strukturwandel so positive Wirkung entfaltet hat und heute unbestritten ist, erfüllt einen doch mit Genugtuung“, so Föger. 

Den Destinationen und anderen Playern war er seine gesamte Laufbahn über als konstruktiver Partner mit einem großen Verständnis für das Unternehmertum bekannt. Sein Fokus: Die Souveränität der Verbände stärken und sie budgetär absichern, damit sie nicht von Bürokratie eingeengt, sondern zur Attraktivierung des eigenen Lebens- und Wirtschaftsumfeldes motiviert werden. Das zeigt sich auch im von Föger mitverantworteten Tourismusgesetz, das zwar Eckpfeiler vorgibt, aber auch viele Freiräume zur autonomen Gestaltung lässt.

Pragmatisch

Sich selbst und seinen Einfluss nimmt Föger, der entgegen den typischen Verwaltungsklischees nicht nur für seine konstruktive Art, sondern auch seinen exzentrischen Stil und Humor bekannt ist, nicht allzu ernst: „Ein Beamter geht, ein anderer kommt, in China fällt ein Sack Reis um.“ Dass er zum Abschied auf ein erfolgreiches und zukunftsfähiges Tourismussystem blicken kann, liege nicht an einer Einzelleistung, sondern sei eine Gesamtleistung von Politik und Verwaltung, Unternehmerschaft und Destinationen.

Die Jury

Die achtköpfige Expertinnenjury für den Tirol Touristica Award 2024 setzt sich zusammen aus Astrid Steharnig Staudinger (Österreich Werbung), Ulrike Rauch-Keschmann (BMAW, Sektion Tourismus), Evelyn Geiger-Anker (Wirtschaftskammer Tirol), Birgit Pikkemaat (Universität Innsbruck), Beate Rubatscher-Larcher (Kaunertaler Gletscherbahnen & Pitztaler Gletscherbahnen), Katharina Hradecky (Hotel Hinteregger & Tyrol Tourism Board), Susanne Endl (Hypo Tyrol Bank) und Karin Seiler (Tirol Werbung).

Text: Lisa Schwarzenauer

THEMEN IN DIESEM ARTIKEL: