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24. Juni 2024

Zeitlose Überzeugungskraft 

Das einfache, aber ausdrucksstarke rot-weiße Tirol-Logo hat sich seit 50 Jahren bewährt. Warum das so ist und ob die Marke fit für die Zukunft ist, beantwortet der Nürnberger Markenstratege Colin Fernando im Interview.

Zeitlose  Überzeugungskraft

© Gisela Schenker

Wie aktuell ist das Logo der Marke Tirol 50 Jahre nach seiner Einführung? Colin Fernando: Ein Logo dient immer der Orientierung und drückt aus, wofür die Marke im Kern steht. Das ist Tirol sehr gut gelungen. Und das ist der entscheidende Punkt für den Erfolg. Es ist nicht nur das Logo, das gut funktioniert, sondern es sind die Leistungen, die das Logo aufgeladen haben. Das Logo ist eine sehr konsequente und logische Verstärkung dieser Leistungen. Deshalb ist es auch nach 50 Jahren noch erfolgreich und gewissermaßen zeitlos.

Welche Eigenschaften braucht ein zeitloses Logo? Das hängt immer sehr stark vom Einsatzort und auch vom Verwendungszweck ab. Im Destinationsbereich muss ein Logo andockbar sein. Das heißt, es muss in der Lage sein, mit anderen Stakeholdern interagieren zu können, zum Beispiel mit einem Hotel, mit einer Veranstaltung, mit einem anderen Produkt. In Tirol hat man das wunderbar geschafft. Das Logo hat sowohl aus sich heraus eine Stärke, harmoniert aber auch mit anderen Marken gut.

Gibt es noch weitere wichtige Punkte? Eine weitere Eigenschaft, die ein Logo zeitlos macht: Es sollte geschmackslos sein. Das klingt jetzt etwas seltsam, aber ein gutes Logo ist tatsächlich frei vom persönlichen Geschmack desjenigen, der es entworfen oder beauftragt hat. Es soll nur das ausdrücken, was die Marke ausmacht. Und genau das ist in Tirol der Fall. 

Wie wichtig ist ein außergewöhnliches Design oder im Falle von Tirol eine auffällige Farbe?  Hervorzustechen ist nicht das zentrale Kriterium. Die Qualität eines Logos zeigt sich darin, wie gut es im jeweiligen Anwendungsbereich oder Einsatzort funktioniert. Die Farbwahl – vermutlich in Anlehnung an die Farben des Landeswappens – war im Falle Tirols sicher ein kleiner Vorteil, aber man sollte sich nicht auf eine Funktionalität fokussieren.  

„Es ist nicht nur das Logo, das gut funktioniert, sondern es sind die Leistungen, die das Logo aufgeladen haben.“

Colin Fernando

Stehen im Trend zu bleiben und zeitlos zu sein im Widerspruch? Es ist ein klassischer Irrglaube, dass man ein Logo immer der Zeit anpassen muss. Das ist meiner Meinung nach eine Praxis, die sich zu Unrecht durchgesetzt hat und die nicht immer nachvollziehbar ist. Das Problem dabei ist, dass der einzige Rahmen, an dem man sich orientiert, ein vermeintlicher Zeitgeist ist und nicht die Marke selbst. Eine Marke, die immer versucht, ihr Logo den aktuellen Trends anzupassen, ist eine schlecht positionierte Marke.

Halten Sie es für realistisch, dass das Tirol-Logo auch das 100-jährige Jubiläum feiern wird? Im besten Fall Ja, denn das würde bedeuten, dass es Tirol gelungen ist, 50 Jahre lang als Marke mit einer spezifischen Bedeutung relevant zu bleiben. Und Relevanz entsteht nur, wenn man es schafft, sich immer wieder selbst zu erneuern und zu revitalisieren. Wenn Tirol das in den nächsten 50 Jahren schafft, gibt es keinen Grund, das Logo zu ändern. Es sei denn, die Bedeutung von Tirol würde sich grundlegend transformieren, sodass sich das gesamte Bild von Tirol ändern würde. Dann wäre es konsequent, das Logo anzupassen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Zur Person: 

Colin Fernando 

ist Markenstratege und Mitinhaber des Beratungsunternehmens Brand Trust mit Sitz in Nürnberg und Wien. In seiner täglichen Arbeit dreht sich alles um das Instrument Marke und wie Destinationen damit Anziehungskraft erzeugen und Mehrwert schaffen können.

Text: Barbara Kluibenschädl

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